Ein Bus gut gelaunter Landfrauen, -männer, Kinder und Gäste machte sich bei strahlendem Sonnenschein am letzten Maisonntag auf den Weg in die mittelalterliche Stadt Dinkelsbühl. An der Schwedenwiese wurden die Gruppe gleich von zwei Gästeführern empfangen, die ihnen zu Fuß die Geschichte der Stadt nahe brachten.
Dinkelsbühl hat etliche Stadttore, die meist nach ihren Spendern benannt wurden. Eine Ausnahme bildete allerdings der Henkersturm, der früher wirklich von Henkern bewohnt wurde. Die Stadtmauer, die die Stadt mit den Toren umringt, wurde aus Spenden der Bewohner finanziert. Als das nicht mehr reichte, wurde eine Steuer auf Wein erhoben, was dann überwiegend für den Bau ausreichte. Als dann noch mehr Geld benötigt wurde, mussten die Steine der Mauer nach und nach verkauft werden, daher ist die Mauer nicht mehr so hoch wie ursprünglich gebaut.
Eine der schönsten spätgotischen Kirchen Süddeutschlands ist das Münster St. Georg. Da Dinkelsbühl an der Handelsstraße zwischen Nord und Süd lag, war das Münster nach der Reformation immer wieder mal evangelisch, dann wieder katholisch, je nachdem, wer in Dinkelsbühl gerade das Sagen hatte. Im 19. Jahrhundert wurde dann ein Stichtag eingeführt, der das ständige Hin- und Her der Konfessionen abstellen sollte. Seither ist das Münster katholisch. Die Fenster des Münsters zeigen jeweils Symbole der Zünfte, die sie gestiftet haben. Das wahrscheinlich bekannteste ist das „Brezenfenster“ des südlichen Chors.
Durch kleine Fachwerkstraßen ging es dann weiter Richtung Spitalanlage. Auch diese wurde gestiftet. Am einstigen Waisenhaus befindet sich das Symbol der Hochgerichtsbarkeit der Reichsstadt. Die ehemalige Spitalscheune dient heute in den Wintermonaten als Spielstätte des Landestheaters Dinkelsbühl Franken-Schwaben.
Vorbei an sehr schönen Fachwerkhäusern ging es dann zurück Richtung Hauptportal des Münsters. Hier endete die Stadtführung und es blieb genug Zeit, sich nochmals umzusehen oder in den hübschen Restaurants und Cafés einzukehren.
Danach fuhr der Bus weiter zur Oberen Mühle nach Laub. Familie Göggerle erwartete die Gruppe bereits. Eine erste Gruppe fuhr mit Erich Göggerle jun. zunächst im Planwagen auf die Spargelfelder. Er erklärte, wie Spargel angebaut wird, wie lange er braucht, um zu wachsen, womit gestochen wird, wie lange er geerntet werden und wie lange ein Spargelfeld ertragreich sein kann, bevor neue Pflanzen auf einem neuen Feld frisch gepflanzt werden müssen. Auch zeigte er, dass Spargel nicht unbedingt abgedeckt werden muss, wie es bei ca. 98% des Spargelanbaus heute üblich ist. Die Folie hinterlässt oft Spuren von Phosphaten im Produkt, was nicht gewünscht und auch dem Geschmack nicht erträglich ist. Das konnte man später noch beim 3-Gänge-Menü überprüfen.
Klar, dass auch Spargel gestochen werden durfte. Dabei stellte man fest, dass es trotz des relativ sandigen Bodens ziemlich schwer ist, die Stangen unbeschädigt und ganz aus dem Boden zu stechen. Außerdem ist die Arbeit auch anstrengend für den Rücken der Spargelstecher.
Zurück auf dem Hof wurden die Gruppen getauscht und es gab mit Carolina Göggerle eine Führung durch die Mühle. Die 22-jährige Tochter ist bereits diplomierte Müllereitechnikerin und hat sowohl die Meisterprüfung als auch den Betriebswirt mit Erfolg absolviert. Bis heute werden in der Oberen Mühle Laub verschiedene Getreide gemahlen und im Umkreis von ca. 35 km verkauft. Allerdings sind die Mehlsäcke heute nicht mehr so groß wie früher, da in den Privathaushalten weniger Mehl verbraucht wird. Auch die Mehle können je nach Wunsch des Kunden unterschiedlich grob oder fein gemahlen werden. Im eigenen Mühlenladen werden zusätzlich zu den verschiedenen Mehlsorten auch Nudeln, Müsli, Sämereien, Tee und anderes verkauft.
Nun wurde es Zeit, den Spargel auch zu probieren. Bei einem 3-Gänge-Menü verwöhnte uns die Ernährungsberaterin und Hauswirtschaftsmeisterin Tanja Göggerle mit dem ihrem leckeren Spargel und Schinken aus eigener Produktion. Alle fühlten sich bei Familie Göggerle wie zu Hause. Auf der Rückfahrt war man sich einig, dass ein erlebnisreicher Tag mit vielen neuen Eindrücken und neuem Wissen zu Ende ging.
Ein herzlicher Dank geht an Susanne Bauer, die den Familienausflug in diesem Jahr wieder toll organisiert hat.
Andrea Hack