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Karlsruhe – Stadt der Technologie, Wissenschaft und Kultur, Rechts- und Fächerstadt

 

Was passiert, wenn 49 Württembergerinnen nach Baden fahren? Sie haben viel Spaß!
Unter dem Motto „S’git badische und unsymbadische“ machten sich 49 Dettinger Landfrauen mit ihren Gästen auf den Weg nach Karlsruhe.

Trotz kleinerer Staus war es eine entspannte Busfahrt. In Karlsruhe traf man gleich auf Stadtführerin Ursula Friede. Diese erzählte zunächst aus der Geschichte der Stadt. Karlsruhe selbst wird 2015 erst 300 Jahre alt, ist also eine sehr junge Stadt. Sie wurde am 17. Juni 1715 durch Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach mit der Grundsteinlegung für den Bau des Schlosses gegründet. Karl Wilhelm ließ seine Stadt wie einen Fächer anlegen. Sein Schloss war die „Sonne“, von der die Straßen wie Strahlen ausgehen. Von insgesamt 32 wurden neun Strahlen in Richtung Süden ausgebaut und bilden damit den Grundriss der Stadt.
Die Stadtrundfahrt mit dem Bus begann am Badischen Staatstheater. Kultur ist ein wichtiges Thema in Karlsruhe, und so finden im Staatstheater 400 Theater- oder Dramenliebhaber und bis zu 1000 Konzert- oder Opernfans Platz. In Karlsruhe wird momentan die Straßenbahn unterirdisch verlegt, daher findet man überall Baustellen. Also fuhr man zunächst über die Südstadt Richtung Durlach. Dabei erzählte Frau Friede, dass dies ein typisches Arbeiterviertel sei. Hier, im Anschluss an den damaligen Bahnhof, wurde von 1840–1860 kräftig gebaut. Dabei hatte ein Herr sogar Geld für ein Hallenbad für die minderbemittelte Bevölkerung gestiftet. Irgendwann saß dann eine Ur-Enkelin dieses Herrn bei Frau Friede im Bus und plauderte aus, dass das nur deshalb geschehen war, da ihr Urgroßvater von seiner Frau betrogen worden war und er ihr sein Geld in keinem Fall hinterlassen wollte. Damit war die ganze Mär der Großzügigkeit dahin … aber den Karlsruhern konnten die Beweggründe ihres Gönners ja schließlich egal sein.
In der Südstadt befindet sich heute noch das Kongresszentrum mit der Stadthalle, die 1985 neu gebaut wurde. Vier große Säle wurden übereinander errichtet, sodass sich die einzelnen Veranstaltungen nicht gegenseitig stören.
Über die Oststadt fuhr man dann Richtung Durlach, der ehemaligen Residenz. Durlach wurde bereits von den Staufern gegründet und war bis 1938 selbstständig. Im Durlacher Eiskeller, der direkt an der Straße nach Durlach liegt, wurde früher Eis in Strohballen eingelagert.
Der Durlacher Turmberg gilt als das beliebteste Ausflugsziel der Karlsruher und wird als „Tor zum Schwarzwald“ bezeichnet. Fährt man mit dem Auto auf den Turmberg, kommt man am Augustenberg vorbei. 60 000 Obstbäume stehen hier, die eine ökologische Ernte garantieren.
Von Durlach aus fährt die Turmbergbahn, eine der ersten Standseilbahnen, zum Turmberg hinauf. Frau Friede erklärte uns, dass die Bahn früher mit Wassertanks unter den Kabinen gezogen wurde und es ganz schön mühsam war, die Kabinen zu bewegen. In der Nachkriegszeit wurde die Bahn dann schließlich elektrisiert.
Oben angekommen, hat man von der Plattform der Turmbergbahn aus bei schönem Wetter einen atemberaubenden Blick über den Schwarzwald, teilweise sogar bis nach Straßburg.
Durlach, das oft auch als „Mutter“ Karlsruhes bezeichnet wird, kam durch die Lederindustrie zu einem gewissen Wohlstand. Früher war die Firma Pfaff Nähmaschinen das Aushängeschild, heute ist es wohl eher die Firma Dr. Willmar Schwabe, ein Arzneimittelhersteller, der das bekannte Naturheilmittel Tebonin herstellt.
Dann ging es wieder zurück Richtung Innenstadt. In der Oststadt ist das mehrmals völlig zerstörte, immer wieder aufgebaute ehemalige Benediktinerkloster Schloss Gottesaue zu sehen. Es ist das älteste Gebäude der Stadt und beherbergt seit November 1989 die Karlsruher Musikhochschule. Die Oststadt „gehört“ heute den Studenten. Hier fühlen sie sich zu Hause. Das ehemals für Arbeiter aus dem Umland erbaute Viertel wurde im Jugendstil erbaut und noch heute ist das Fachwerk an vielen Häusern zu sehen.
Weiter ging es dann vom barocken Residenzschloss, in dem letzte Woche die Ausstellung zu 900 Jahre Baden eröffnet wurde, zu Fuß durch den prächtigen Schlossgarten Richtung Platz der Grundrechte und dann zum Marktplatz mit seiner 1823 errichteten Pyramide. Unter ihr befindet sich die Gruft der 1807 abgerissenen Konkordienkirche, in der Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach (1679–1738) bestattet ist.
Zum Abschluss der Stadtführung führte Frau Friede die Gruppe noch ins Rathaus, das sich ebenfalls am Marktplatz befindet. Dort ist ein Denkmal an den Karlsruher Baumeister Friedrich Weinbrenner zu bewundern, der einer der bedeutendsten Architekten des frühen 19. Jahrhunderts war und nach dessen Plänen Karlsruhe erbaut wurde.
Übrigens kam auch ein gewisser Mr Thomas Jefferson eines Tages nach Karlsruhe. Die Idee, eine Stadt strahlenförmig aufzubauen, gefiel ihm so gut, dass er kurzerhand Washington D.C. nach dem Vorbild von Karlsruhe bauen ließ.
Seit über 50 Jahren steht Karlsruhe auch symbolhaft als „Residenz des Rechts“ für den modernen, demokratischen Rechtsstaat Deutschland. Hier sind die höchsten deutschen Rechtsinstitutionen beheimatet: das Bundesverfassungsgericht, der Bundesgerichtshof und die Generalbundesanwaltschaft.
Nach soviel Geschichte und Information wurde es Zeit für ein Mittagessen im Kaiserhof. Anschließend war genügend Zeit, die Stadt selbst zu erkunden oder einfach bummeln zu gehen.
Der nächste Programmpunkt war der Besuch bei der Firma Speick-Seifen in Leinfelden. Für viele ist die Seife ein Begriff, doch wohl kaum einer weiß, dass der Name eigentlich von einer Pflanze stammt, die im Kärntner Nationalpark Nockberg wächst und nur von zwei ausgesuchten Bergbauern geerntet werden darf. Diese Pflanze bildet dann auch die Basis der Produkte, die „Speick“ produziert. Aus hygienischen Gründen darf das Werk nicht besichtigt werden. Mitarbeiterinnen der seit über 80 Jahren bestehenden Firma Walter Rau GmbH & Co. KG in Leinfelden, die unter dem Namen „Speick“ Seifen und Naturkosmetik produziert, nahmen sich dennoch Zeit, die Landfrauen im Naturkosmetikladen zu beraten und informieren.
Bevor es dann wieder nach Dettingen zurückging, wurde noch eine standesgemäße Brotzeit in der Reuderner Linde eingenommen.
Alle waren sich einig: Das war wieder ein rundum gelungener Ausflug. Unser Dank gilt hier nochmals ausdrücklich unserer ersten Vorsitzenden Iris Krebs-Löw, die den Tag organisiert und uns ihre Heimatstadt näher gebracht hat.
Andrea Hack

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